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  Indien 5
 

Landwirtschaft

Der weltweit zu beobachtende Wandel der Wirtschaftsstruktur von der Landwirtschaft zur Industrie und zum Dienstleistungssektor vollzieht sich auch in Indien, das aber im internationalen Vergleich, zum Beispiel mit China, immer noch sehr stark agrarisch geprägt ist. 59,4 Prozent der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft erwerbstätig. Die ländliche Bevölkerung bildet gleichzeitig den ärmsten Teil der Bevölkerung. Vom Aufschwung der Wirtschaft profitiert bisher vorwiegend die Bevölkerung der Städte, wo sich eine kaufkräftige Mittelschicht oft hochqualifizierter Fachkräfte bildete. Dies birgt sozialen Konfliktstoff. Die Abwahl der letzten Regierung im Jahr 2004 wird wesentlich mit der Unzufriedenheit der ländlichen Bevölkerung mit der wirtschaftlichen Entwicklung erklärt.

Der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt ist indes stark rückläufig. Trug sie 1956 noch 56 Prozent bei, so waren es 2004 nach Angaben der Weltbank noch rund 21 Prozent. Entsprechend hoch ist die Abhängigkeit des jährlichen Wirtschaftswachstums von den Witterungsbedingungen. Ungünstige Erntebedingungen können es spürbar beeinträchtigen.

Seit der Unabhängigkeit wurden große technische Fortschritte gemacht, vor allem im Zuge der sogenannten „Grünen Revolution“ seit Mitte der 1960er Jahre. Die großflächige Einführung von Hochertragssorten, der Einsatz von Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmitteln, die teilweise Mechanisierung der Landwirtschaft und die Ausweitung der Bewässerungsflächen haben dazu beigetragen, dass sich das Land heute mit Nahrungsmitteln weitestgehend selbst versorgen kann. Dennoch ist Indiens Landwirtschaft noch vergleichsweise ineffizient. Im ländlichen Raum sind viele Menschen unterbeschäftigt, und eine umfassende Industrialisierung der Landwirtschaft steht weiten Teilen des Landes erst noch bevor. Lediglich im Punjab, der „Kornkammer Indiens“, ist sie bereits weiter fortgeschritten.

Am wichtigsten ist der Anbau von Getreide, vor allem Reis. Dessen Hauptanbaugebiete liegen in den fruchtbaren Stromebenen des Nordens sowie entlang der Küsten und im östlichen Dekkan. Indien ist nach China der zweitgrößte Reisproduzent der Erde. Ungefähr ein Fünftel der weltweiten Erträge entfallen auf Indien. Auch beim Weizen, dem zweitwichtigsten Anbauprodukt, liegt Indien weltweit an zweiter Stelle. Weizen wird hauptsächlich in den nördlichen Bundesstaaten Punjab, Haryana und Uttar Pradesh angebaut, aber auch im Norden und Nordwesten des Dekkans sowie Gujarat und Bihar. In trockeneren Landstrichen, wie Rajasthan, Gujarat und großen Teilen des Dekkans, dominiert die Hirse. Mais und Gerste spielen eine geringere Rolle. Zur Nahrungsmittelproduktion trägt zudem der Anbau von Hülsenfrüchten, Kartoffeln, Zwiebeln, Ölsaaten (besonders Erdnüsse, Sojabohnen, Sesam, Raps, Kokosnüsse), Mangos und Bananen bei.

Die wichtigsten kommerziellen Anbauprodukte sind Baumwolle, Zuckerrohr, Tee, Tabak, Kaffee, Jute, Cashewnüsse, Gewürze (vor allem Chili, Pfeffer, Kardamom, Ingwer, Koriander, Kurkuma, Zimt, Knoblauch) und Betelnüsse.

Wenig effizient ist die indische Viehzucht, trotz des mit 222 Millionen Tieren (Stand: 2002) größten Rinderbestandes der Erde. Da Vegetarismus weit verbreitet ist, spielt die Fleischproduktion ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Dafür werden Milch und Molkereierzeugnisse in großen Mengen hergestellt.

Fischerei

Nach der erfolgreichen Ertragssteigerung der Landwirtschaft setzte ab den 1980er Jahren die Förderung der Fischerei ein. Parallel zur „Grünen Revolution“ wurde dafür der Begriff der „Blauen Revolution“ geprägt. Nachdem zunächst Kleinfischer mit Außenbordmotoren versorgt worden waren, begann der Aufbau einer modernen Schleppnetzflotte. Dies führte zwar zu einer wesentlichen Erhöhung der Erträge, aber auch zur Überfischung vieler Küstenabschnitte. Indiens wichtigste Fischgründe liegen an der Westküste, wo rund 70 Prozent der Fangerträge erzielt werden. 2001 lag Indien mit einer Fangmenge von 3,8 Millionen Tonnen weltweit an siebter Stelle. Fisch und Garnelen werden heute in großen Mengen exportiert. Die Garnelenzucht wird besonders gefördert. So stammen mittlerweile etwa die Hälfte der Garnelen aus Aquakulturen, die seit den 1990er Jahren vor allem an der Ostküste angelegt wurden.

Die traditionelle Binnenfischerei in Flüssen, Teichen und Seen spielt besonders im Osten und Nordosten Indiens eine Rolle. Im Umland von Delhi etabliert sich nun auch die kommerzielle Zucht von Fischen, vor allem Karpfen.

Bergbau und Bodenschätze

Indien hat reichliche Vorkommen an hochwertigen Eisen- und Manganerzen, Steinkohle, Bauxit und Chrom. Die größten Rohstofflagerstätten befinden sich in Ostindien, vor allem Jharkhand, Chhattisgarh und Orissa. Eisenerz, bei dessen Förderung das Land 2003 mit 100 Millionen Tonnen an weltweit vierter Stelle lag, kommt außerdem in Goa, Karnataka und Tamil Nadu vor. Indien ist mit über zehn Millionen Tonnen der fünftgrößte Förderer von Bauxit, dem wichtigsten Rohstoff für Aluminium, der hauptsächlich in küstennahen Gebieten Gujarats und Maharashtras sowie in Madhya Pradesh und Jharkhand abgebaut wird. Bei Kupfer ist Indien trotz gesteigerter Ausbeute weiterhin auf Importe angewiesen.

Obwohl Indien der weltweit drittgrößte Produzent von Steinkohle ist, deckt es einen Teil seines Bedarfs mit qualitativ hochwertigerer und billigerer Importkohle. Steinkohle ist der wichtigste Energieträger des Landes. Die Vorkommen an Erdöl und Erdgas reichen bei Weitem nicht aus, um die stetig steigende Nachfrage zu decken. Nennenswerte Ölvorkommen gibt es nur in Assam, Gujarat, im Golf von Khambhat und vor der Küste von Maharashtra. Die eigene Produktion deckt nur ein Drittel des Verbrauchs. Erdgaslagerstätten finden sich im Golf von Khambhat und werden erst seit den 1980er Jahren ausgebeutet.

Industrie

Entwicklung der Stahlproduktion
als Kennzahl für das industrielle
Wachstum Indiens

Jahr

Mio. t

 % gg.Vorjahr

1995

22,0

1997

24,4

3,4

1999

24,3

3,4

2001

27,3

1,5

2003

31,8

9,4

2005

38,1

16,9

2007

53,1

7,3

2008

55,1

3,7

Quelle: ISI[19]. Für das Jahr 2006[20]
Für 2008
Stahl/Tabellen und Grafiken.

Während der Kolonialherrschaft wurde die Entwicklung der Industrie – mit Ausnahme der schon frühzeitig bedeutsamen Textilindustrie – eher gehemmt denn gefördert. Nach der Unabhängigkeit forcierte man daher besonders den Ausbau von kapitalintensiven Schlüsselindustrien. Dazu gehörten Stahl-, Maschinen- und chemische Industrie. Die Konsumgüterherstellung wurde vernachlässigt und sollte durch Kleinindustrie gedeckt werden. Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, setzte man nach dem Vorbild der Sowjetunion auf den Ausbau der Schlüsselindustrien durch den Staat mittels Fünfjahresplänen. 2001 waren 21,9 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung im Industriebereich tätig. Die Wertschöpfung der Industrie betrug 2004 nach Weltbankangaben 27 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Ein Wachstumsmotor im Industriebereich sind die Deregulierungen auf den Energie-, Chemie- und Rohstoffmärkten. Wachstumsimpulse kommen auch von der rasch steigenden Inlandsnachfrage nach langlebigen Konsumgütern.

Die Textilindustrie zählt dank der riesigen Inlandsnachfrage und der Produktion für den Export auch heute noch zu den größten und wichtigsten Wirtschaftszweigen Indiens. Leder wird sowohl industriell als auch handwerklich in großen Mengen hergestellt und verarbeitet. Da Hindus die Berührung und Verwertung von Tierkadavern als unreine Arbeit ansehen, sind die meisten Angestellten der Lederbranche Muslime oder „Unberührbare“. Neben diesen eher traditionellen Industrien dominieren die Eisen- und Stahlerzeugung, Maschinen-, Kraftfahrzeug- und chemische Industrie. Unter ihnen ist der staatliche Anteil besonders hoch. Allerdings nimmt der Anteil privater Betriebe seit der Liberalisierung der Wirtschaft in den 1980er und vor allem frühen 1990er Jahren zu. Die indische Pharmaindustrie gehört zu den größten und fortgeschrittensten unter den Entwicklungsländern. Wegen der indischen Patentschutzgesetzgebung, der Arzneimittel nur bedingt unterlagen, kam es immer wieder zu Streitigkeiten mit den Industrienationen, allen voran den USA. Mittlerweile hat Indien seine Patentgesetze angepasst. Ein wichtiger Träger des wirtschaftlichen Aufschwunges der letzten Jahre ist die Informationstechnologiebranche, die teils dem industriellen, teils dem Dienstleistungssektor zuzurechnen ist. Vor allem der Softwarebereich hat sich zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig entwickelt. Viele indische Städte verfügen inzwischen über „Softwareparks“. Auch die Herstellung von Hardware erlebt einen rasanten Aufschwung. Mit zweistelligen jährlichen Wachstumsraten gewinnt auch die Biotechnologie an Bedeutung.

Die industrielle Produktion konzentriert sich auf wenige städtische Großräume. Die wichtigsten Industriezonen sind die Ballungsgebiete Mumbai-Pune, Ahmedabad-Vadodara-Surat, Delhi, Kanpur-Lakhnau, Chennai, Kolkata-Asansol sowie der Punjab und der Osten Jharkhands.

Die Hochtechnologie ist vor allem im Süden des Landes angesiedelt: Das Zentrum der Informationstechnologiebranche ist Bangalore, als neues Wachstumszentrum der Biotechnologie hat sich Hyderabad etabliert, besonders mit der Gründung des Biotechnologiezentrums Genome Valley.

Dienstleistungen

Ungewöhnlich hoch für ein Entwicklungsland ist der Beitrag der Dienstleistungen zur gesamtwirtschaftlichen Produktion Indiens. Rund 52 Prozent des Bruttoinlandsprodukts wurden 2004 bereits durch Dienstleistungen erbracht. Insbesondere bei Dienstleistungen im Bereich der Informationstechnologie, sonstigen Ingenieurleistungen, Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sowie Verwaltungsaufgaben hat Indien bedeutende Marktpositionen erreicht. 2005 wurde Indien zum weltweit führenden Exporteur von Software und IT-Services, 2007 kam bereits über ein Drittel aller Computer-Dienstleistungen von hier[21]. Diese Dienstleistungen erfolgen auch zunehmend im Auftrag ausländischer Kunden und werden häufig unter dem Begriff Business Process Outsourcing (BPO) bzw. auch als Knowledge Process Outsourcing (KPO) bezeichnet. Beispiele sind Call-Center und Dienstleistungen im Gesundheitswesen.

Außenhandel

Entwicklung des Außenhandels
Indiens

Jahr

Einfuhr

Ausfuhr

Jahr

Mrd. US$

 % zu Vj.

Mrd. US$

 % zu Vj.

2003/04

78,2

27,3

63,8

21,1

2004/05

111,5

42,7

83,5

30,9

2005/06

142,4

27,7

102,7

23,0

2006/07

185,7

24,5

126,4

22,6

Quelle: BFAI[22]

Im Verhältnis zu seiner Wirtschaftskraft sind Indiens Außenhandelsverflechtungen eher gering. Dies ist in erheblichem Maße auf die starke Binnenmarktorientierung in den Jahrzehnten nach der Unabhängigkeit zurückzuführen. Seit der wirtschaftlichen Öffnung Anfang der 1990er Jahre, die unter anderem auch die Aufhebung vieler Importbeschränkungen zur Folge hatte, verzeichnet der Außenhandel jedoch einen deutlichen Aufschwung. Zwischen 1991 und 2004 hat sich der Warenaustausch mit dem Ausland mehr als vervierfacht.

Indien ist ein wichtiger Exporteur von Rohstoffen und Fertigprodukten, aber auch Arbeitskräften. Aus Indien kommen Softwareprodukte und Programmierer; es verfügt über eine große Zahl gut ausgebildeter Fachkräfte. Die wichtigsten Exportgüter sind Textilien, Bekleidung, geschliffene und verarbeitete Edelsteine, Schmuck, Chemikalien, Erdölerzeugnisse, Lederwaren und Softwareprodukte. Indien importiert vor allem Rohöl, elektronische Erzeugnisse, Edelsteine (z. B.: Diamanten), Maschinen, Edelmetalle, Chemikalien und Düngemittel.

Nach ersten Angaben des Statistischen Bundesamtes wuchs der Handel zwischen Indien und Deutschland in den ersten sieben Monaten des Jahres 2006 noch einmal deutlich. Deutschland importierte Waren im Wert von 2,4 Milliarden Euro, 30,5 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum, und exportierte Waren für 3,3 Milliarden Euro, 39,7 Prozent mehr als in den ersten sieben Monaten 2005.

Außenhandel 2004/5: Umfang und Handelspartner Einfuhren 2004/5 Ausfuhren 2004/5   Land Umfang in Mrd. US-$ Anteil   Land Umfang in Mrd. US-$ Anteil 1 USA 6,833 6,3 % 1 USA 13,271 16,5 % 2 China (ohne Hongkong) 6,769 6,2 % 2 Vereinigte Arabische Emirate 7,139 8,9 % 3 Schweiz 5,819 5,3 % 3 China (ohne Hongkong) 5,345 6,6 % 4 Vereinigte Arabische Emirate 4,567 4,2 % 4 Singapur 3,825 4,7 % 5 Belgien 4,567 4,2 % 5 Hongkong 3,660 4,5 % 6 Deutschland 3,892 3,6 % 6 Großbritannien 3,514 4,4 % 7 Australien 3,583 3,3 % 7 Deutschland 2,675 3,3 % 8 Großbritannien 3,498 3,2 % 8 Belgien 2,453 3,0 % 9 Südkorea 3,429 3,1 % 9 Italien 2,181 2,7 % 10 Japan 3,142 2,9 % 10 Japan 2,019 2,5 % 11 Singapur 2,585 2,4 % 11 Frankreich 1,609 2,0 % 12 Indonesien 2,537 2,3 % 12 Bangladesch 1,607 2,0 % 13 Malaysia 2,246 2,1 % 13 Niederlande 1,534 1,9 % 14 Südafrika 2,163 2,0 % 14 Saudi-Arabien 1,379 1,7 % 15 Frankreich 1,858 1,7 % 15 Sri Lanka 1,355 1,7 % Sonstige 51,685 47,2 % Sonstige 26,974 33,6 % Gesamte Einfuhren 109,173 100,0 % Gesamte Ausfuhren 80,540 100,0 % Quelle: Government of India, Ministry of Commerce and Industry, Directorate General of Foreign Trade

Fremdenverkehr

Der Fremdenverkehr hat sich zu einem der wichtigsten Devisenbringer Indiens entwickelt. 2005 verzeichnete Indien mit 3,9 Millionen ausländischen Besuchern einen größeren Touristenzustrom als je zuvor. Darunter sind allerdings auch viele Ausländer indischer Herkunft, die vor allem in Nordamerika und Großbritannien leben und ihren Verwandten in Indien regelmäßig längere Besuche abstatten. Nichtsdestoweniger erzielte der Fremdenverkehrssektor 2005 Einnahmen von 5,7 Milliarden US-Dollar aus der Ankunft ausländischer Gäste. Die mit Abstand meistbesuchte Touristenattraktion ist das Taj Mahal in Agra. Weitere beliebte Ziele sind Rajasthan, Delhi, Goa und Kerala. Neben dem Kultur-, Strand- und Naturtourismus gewinnen auch Abenteuerurlaub wie Trekking oder Rafting und Gesundheitstourismus (Ayurveda) zunehmend an Bedeutung.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 237,2 Milliarden US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 129,9 Milliarden US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 9,8 Prozent des BIP.[23]
Die
Staatsverschuldung betrug 2009 653 Milliarden US-Dollar oder 59,6 Prozent des BIP.[23]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in Prozent des Bruttoinlandprodukts) folgender Bereiche:


 


 
 
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